Posts Tagged ‘ungesellige Landschaft

09
Apr

Fahrt durch ungesellige Landschaft IV

Anfang: Es scheint mir wieder mal nötig, darauf hinzuweisen, welche großartige Wirkung von zahlloser aktueller Neuer Musik ausgeht. Dass dies eine ganz normale Sache sein kann, kann man nachhören bei der aktuellen Folge von taktlos zum Thema Hauptfach Neue Musik, live am Sonntag aus dem Leininger-Gymnasium in Grünstadt. Dazu wird noch einiges zu sagen sein.

Aber warum ungesellige Landschaft dies? Nun, ich fürchte, man ist schon wieder auf Abwehrkurs. Was ich persönlich traurig finde. Denn, was einem fehlt, wenn man von solcher Musik nur wenig ahnt, merkt man nicht direkt. Aber es ist beinahe doch so, als würde sich der Gesichtskreis einfach sehr stark eingrenzen, das Ohr nur Frequenzen zwischen 200 und 1.200 Hertz wahrnehmen wollen. Es ist einfach schade, wenn man merkt, wie wenig dann an Sinnlichkeit gefordert werden mag. Nicht, dass die alte das nicht auch fordern würde. Im Gegenteil, diese Musik ist, da viel unverständlicher und weiter entfernt, mit den neuen Ohren noch viel reizvoller.

03
Apr

Fahrt durch ungesellige Landschaft III

Neben der Arbeit verfolge ich so gut es geht und mit den dann auftretenden Kopfschmerzen verträglich ist, den live-stream der re:publica II. Gestern ruckelte es noch sehr, heute geht es wesentlich besser. Die Technik macht schon Erstaunen. Das funktioniert recht gut, wenngleich das Bild ausnahmsweise auch kleiner sein könnte, wenn es doch darum nur weniger ruckelte.

Eben noch ging es um Adical und Trigami ((ich habe das nie angesehen und ehrlicherweise auch noch nirgendwo verbreitet gesehen – Trigami kenne ich nur aus dem Schreiben darüber in anderen Blogs)) und Geld mit Blogs. es gibt definitiv einfachere Möglichkeiten als mit Blogs Geld zu verdienen (siehe dazu Don Alphonso aktuell). Wie weit wer überhaupt damit verdient, scheint wenig ausgemacht und öffentlich. Ist ach egal. Es sind sicher eher weniger als mehr Leute. So ähnlich wie be der G€MA.

Erstaunlich ist aber das Panel im großen Saal mit dem ganzen Publikum. Die Männer sehen im Durchschnitt alle so aus wie ich. Alte, bebrillte, bebaartete und häufiger wenig behaarte Männer im Jacket. Und man unterhält sich so, wie man das schon seit seit Jahrzehnten tut. Panel!! Tisch und Stuhl! Oben und unten. Sascha Lobo auf eine Frage: “Das sei sowas von 1978!” – wenn ich es richtig erinnere.

Wenn es nicht alles schon vergessen worden wäre, mit der Werbung hat es nichts Gutes auf sich. Werbung ist meines Erachtens ein Anzeichen für ungünstiges Glück. Richtiges Leben wird so zerrieben.

Während wir dem Imperativ der Werbung immer erfolgreicher widerstehen, zeigen wir uns ihren Aussageformen gegenüber immer empfänglicher, das heißt ihrer einfachen Existenz als Gegenstand des sekundären Verbrauchs und als der Selbstbezeugung einer Kultur – aber nur in dem Ausmaß, als wir an sie “glauben”. Was wir mit der Werbung verbrauchen, ist der Luxus einer Gesellschaft, die zur Instanz der Güterverteilung erhoben wird und die sich selbst in einer Kultur überholt. ((Jean Baudrillard, Das System der Dinge – Über unser Verhältnis zu den alltäglichen Gegenständen, Frankfurt/M. 2007, S. 205.))

Das sagte Baudrillard Ende der 60er Jahre und er ergänzte zur Frage der Logik der Werbung, sie laufe nicht mehr nach dem Reiz-Reflex-System, sondern “nach der Logik des Glaubens und der Regression.” ((ebenda, S. 207)) Das bezeichnet auch insgesamt den Zustand der Diskussion, er wird längst nicht rational verhandelt sondern als Glaubensfrage mit all den terroristischen Nebeneffekten. Das ist dann nicht wie 1978 sondern wie 1412. Nur anders.