Archive for the 'Sprache' Category

26
Apr

Philosophie – Zwischen Verständnis und Unverständnis

In dieser wohl doch sehr merkwürdig gewordenen Welt der westlichen Moderne verschwinden viele Ding unmerklich. So auch Philosophen. Jean-Francois Lyotard starb am 21. April 1998, also vor gut zehn Jahren. In den alternden 80er Jahren wurde er von mir zwar wahrgenommen (im Merve-Kreis), aber auch dann als postmodern zur Seite geworfen. Eine Rezension seines Buches “Der Widerstreit” im Hessischen Rundfunk blieb mir unangenehm in Erinnerung. Er ging nicht!

Nun hat mir ein Buchladen für eine Bestellung 5 Euro Abschlag geboten. Da war es naheliegend, Lyotards “Widerstreit” endlich mal anzuschauen. Und der erste Blick, die erste Lesung ist zwiespältig. Soweit es Exkurse zur griechischen Philosophie geht, verstehe ich sie wenigstens etwas. Das meiste ist schlechterdings unlesbar. Aber zwischendrin dann Sätze hoher Dichte, die sich selbst verstehen.

Die Wirklichkeit: ein Schwarm von Bedeutungen läßt sich auf einem Feld nieder, das von einer Welt abgesteckt wird. ((Jean-Francois Lyotard, Der Widerstreit, Frankfurt/M. 1989, S. 95.))

Das sitzt – obwohl es eher nicht sitzt sondern hüpft – und sticht aus den vielen anderen, sicherlich oder hoffentlich logischen Analysen heraus. Wie dieser hier:

Sind diese Markierungen des selbstreferentiellen Universums (die deiktischen Indikatoren) einmal ausgeschlossen, so kann jeder beliebige “rote Blume”, die nicht vom ursprünglichen Satz asl Referent dargestellt wurde, die Referenz-Instanz des ostensiven Satzes besetzen, wenn sie den kognitiven Satz, der das Rot definiert, validieren kann. ((Jean-Francois Lyotard, Der Widerstreit, Frankfurt/M. 1989, S. 79.))

Ich kann gar nicht beurteilen, ob es sich um eine Trivialität oder einen ausgesprochen originellen Gedanken handelt, aber das Buch ist voll davon.

11
Apr

Jetzt mit Politik drin: Urteilskraft 2.0

Ab und an muss ich mir es antun, durch die oberen 5.000 der Deutschen Blogosszene zu schwimmen. Das macht gerade an einem Tag besonderen Spaß, da die Netzeitung zu der These sich verstieg, die Deutsche Blogosphäre sei im Kern unpolitisch. Das ist absurd und trotzdem stimmt es.

Ein bisschen hat sich die obere Szene ja provozieren lassen. Aber zu mehr kam es dann auch nicht. In der Wissenswerkstatt schrieb man was und das führte zu vier Reaktionen (allesamt Trackbacks oder Pingbacks – macht nicht so den Unterschied). Davon einer von netzpolitik zum Thema. Kommentare dort bislang 9, vier davon Track- oder Pingbacks. Einer davon geht zu Steffen Büffels media ocean: Hier das Bild, zwei Trackbacks (einer zu netzpolitik.org zurück), kein Kommentar. Man könnte jetzt noch zu Robert Basics Basic Thinking übergehen, der das Ganze erstaunlich gelassen nimmt – was vielleicht auch nicht allermans Geschmack trifft.

Das Spiel geht noch weiter. Im Kern ist das eine recht interessante Selbstverschachtelung ((Verselbstschachtelung?)) von Information. ((Und selbstverständlich werden die jetzt auch von hier gepingt, freilich nur in einer Richtung derweil.)) Eine Form der Aspektisierung von Aspekten. Genau genommen bestätigt dieses In-Sich-Kreisen die These der Netzeitung dann am konkreten Fall-Beispiel. Aber der Irrtum ist ganz einfach der, dass man die Frage “Was ist politisches Bloggen” nicht beantwortet, weil man der Frage ausweicht. Angela Merkel oder Saddam Hussein sind ja nicht Politik, sie mach(t)en sie, wenn überhaupt. Politisches Bloggen dürfte aber sehr verkürzt nur auf den Nenner zu bringen sein, den sich der/die Autor(in/en) der Netzeitung dabei dachten. Dennoch gelten natürlich solche Themen für politischer als das andauernde und langsame Bohren von politischen Brettern.

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